In Abhängigkeit der Notrufmeldung entscheidet die Integrierte Leitstelle immer, welche Organisationen bei einem Einsatz benötigt werden – und so kommt es immer wieder vor, dass Feuerwehr und Rettungsdienst Hand in Hand arbeiten. Um die Zusammenarbeit zu verbessern, übten am 25. Juli 2023 die Feuerwehr Mühlhausen gemeinsam mit dem Rettungsdienst der Bäuerle Ambulanz Rettungsdienst/Katastrophenschutz gGmbH.

Das von den Übungsorganisatoren gesetzte, große Ziel war es, die Kommunikation zwischen den entsprechenden Einsatzkräften zu üben und die Schnittstellen zu verbessern. Dazu wurden zwei Einsatzszenarien vorbereitet.

Beim ersten Szenario, bei dem der Rettungswagen als erste Einheit eintraf, fanden die Kollegen eine Patientin vor, die in eine Grube gestürzt war. Das Rettungsdienstpersonal erkannte schnell, dass eine Befreiung und Rettung der Person nicht zu zweit möglich sein würde. Daraufhin wurde die Feuerwehr zur Unterstützung angefordert.Die Feuerwehr Mühlhausen erweiterte die Öffnung der Grube durch das Entfernen von Abdeckbrettern. Zusätzlich versuchte man, ein nicht fahrbereites Fahrzeug, das sich auf der Grube befand, zu entfernen oder zu verschieben, um die Rettung über die Treppe zu ermöglichen. Da diese Maßnahme nicht erfolgreich war, entschied man sich gemeinsam dafür, die Rettung "nach oben" durchzuführen. Vor der Rettung wurde die Person durch den Rettungsdienst stabilisiert und das so genannte KED-System kam zum Einsatz. Die Feuerwehr unterstützte bei Bedarf bei der Bedienung von medizinischen Geräten oder mit Muskelkraft.

Nachdem die Fahrzeuge aufgeklärt waren, wurde die Feuerwehr zu einem nächsten Einsatzort alarmiert. Diesmal handelte es sich um einen Verkehrsunfall mit mehreren beteiligten Personen, darunter auch ein Hund, die im PKW eingeschlossen waren. Eine Besonderheit, die schnell erkannt wurde, war, dass die Beifahrerin an ihren Rollstuhl und den Assistenzhund gebunden war, und zudem ließen sich die Türen nicht öffnen.Nachdem es gelang, den Kofferraum mittels eines nach außen gereichtem Schlüssel zu öffnen, konnte der Hund in Sicherheit gebracht werden. Anschließend wurde ein Retter in das Fahrzeug geschickt, der fortan die betroffenen Personen betreute. Informationen über Schmerzen und Verletzungen wurden über Funk an den noch auf dem Weg befindlichen Rettungsdienst weitergegeben. Nachdem der Rettungsdienst eingetroffen war, erfolgte das weitere Vorgehen in guter Absprache. Es stellte sich heraus, dass sich die Tür der gehbehinderten Person doch von innen öffnen ließ, und sie konnte über diesen Weg aus dem Fahrzeug gerettet werden. Für die Rettung des Fahrers entschied man sich, ihn über den Kofferraum mittels Spineboards aus dem Fahrzeug zu befreien – auch hier arbeiteten Feuerwehr und Rettungsdienst eng zusammen.Nachdem die Personen befreit waren, wurde der Fahrer in den Rettungswagen gebracht und zur weiteren Behandlung in eine Klinik transportiert. Die Einsatzstelle wurde von der Feuerwehr abgesichert, das Unfallfahrzeug gegen Wegrollen geschützt und der Brandschutz sichergestellt. Zusätzlich wurde die Batterie abgeklemmt, um die Gefahr einer Airbag-Auslösung zu minimieren.

 Beide Übungen wurden durch viel Realismus abgerundet. Die Darsteller spielten ihre Verletzungen sehr überzeugend, inklusive Schreien und realistischem Verhalten. Besonders bemerkenswert war die Tatsache, dass die gehbehinderte Person tatsächlich eine Rollstuhlfahrerin war, die ihren Assistenzhund zur Übung mitbrachte. Dadurch wurde die Situation noch authentischer gestaltet. Zusätzlich wurden die Rettungskräfte während der Übungen immer wieder von störenden Anwesenden unterbrochen, was sie vor zusätzliche Herausforderungen stellte. Es war wichtig, diese Personen ebenfalls angemessen zu betreuen und zu handhaben.Besonders erwähnenswert ist auch, dass die Beteiligten des Rettungsdienstes Notfallsanitäter*innen in Ausbildung waren. Für sie bot dieser Übungsabend eine wertvolle Gelegenheit, bereits erlerntes Wissen anzuwenden und weiter auszubauen. Es ist lobenswert, dass sie die Möglichkeit hatten, in einer realistischen Übungsumgebung praktische Erfahrungen zu sammeln, die sie auf ihre zukünftigen Einsätze vorbereiten.

In den gemeinsamen Übungsnachbesprechungen wurden seitens der Feuerwehr und des Rettungsdienstes mögliche Verbesserungspunkte aufgezeigt. Das Fazit aller Teilnehmer war, dass es sich um spannende und zugleich realistisch gestaltete, sinnvolle Übungen handelte.

Die Organisatoren der Übungen möchten sich herzlich bei allen beteiligten Personen bedanken, die dazu beigetragen haben, die Übungen lebendig und authentisch zu gestalten - unabhängig davon, ob sie als Unfalldarsteller, Einsatzkraft oder Einspieler agierten. Ein besonderer Dank gilt auch der Rollstuhlfahrerin und dem Assistenzhund, die durch ihre Teilnahme die Übung noch realistischer gemacht haben.

Ebenso möchten wir uns bei der Firma Kienmoser bedanken, die uns die Örtlichkeit für die erste Übung zur Verfügung gestellt hat. Ohne ihre Unterstützung wäre die Umsetzung dieser Übung nicht möglich gewesen.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit und das positive Feedback aller Beteiligten sind Ansporn für die Organisatoren, auch zukünftig realitätsnahe und wertvolle Übungen zu planen und durchzuführen. Gerade solche Übungen tragen dazu bei,das Wirken und Können der beteiligten Kräfte kontinuierlich zu verbessern. Nochmals vielen Dank an alle, die an diesem gelungenen Übungstag beteiligt waren!

Hinweis zum zweiten Szenario: Im Ernstfall würde zu einer solchen Lage (Türen lassen sich nicht öffnen) spätestens beim Feststellen der entsprechenden Situation eine sogenannte Rüstsatz-Feuerwehr zur Einsatzstelle gerufen werden. Hier wollten die Übungsorganisatoren jedoch bewusst eine gewisse Übungskünstlichkeit erzeugen, um das sogenannte Glasmanagement und die Behandlung "durchs Fenster" üben zu können.